24. März 2023

Nachhaltige Industrie – 6 Schritte zur ökologischeren Produktion

Wir alle müssen ökologische Verantwortung übernehmen. In diesem Beitrag zeigen wir Ihnen anhand 6 wirkungsvoller Maßnahmen, wie industrielle Produktion nachhaltiger werden kann.

Die industrielle Fertigung gehört nicht zur Speerspitze der Nachhaltigkeitsbewegung. Doch angesichts alarmierender Klimaveränderungen erhöhen Politiker, Shareholder und Kunden den Druck auf Unternehmen, ökologischer zu wirtschaften. Wollen Betriebe keinen Nachfragerückgang risikieren, liegt es in ihrem eigenen Interesse, sich neu auszurichten. Ein Aufbruch ist in vielen Branchen zu spüren.

Zu den Vorreitern gehört die Automobilindustrie. In einer Deloitte-Befragung von 2021 gaben 89 Prozent der Manager in Automobilkonzernen an,  Nachhaltigkeit sei ein wesentlicher Bestandteil ihrer Organisation. 40 Prozent betonten, die gesamte Wertschöpfungskette in ihren Nachhaltigkeitsinitiativen zu berücksichtigen.

Selbst wenn Unternehmen noch keinen wirtschaftlichen Druck spüren, nachhaltiger zu agieren. Die rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland und der EU verändern sich derzeit. Ein Beispiel sind die europäischen CSR-Richtlinien (Corporate Sustainability Reporting Directive) .

Nicolas Heck

Veröffentlicht

24. März 2023

Im April 2021 hat die EU-Kommission einen Vorschlag zum Umbau der geltenden CSR-Richtlinien vorgelegt, voraussichtlich 2023 werden die neuen Regeln in Kraft treten. Ziel der neuen Richtlinien: Unternehmen zu verpflichten, in ihren Lagebericht auch ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten aufzunehmen. So soll sich die Nachhaltigkeit von Unternehmen in der EU leichter vergleichen lassen. Mehrere tausend Unternehmen in Deutschland wären von der Änderung betroffen.

Der Vorschlag sieht außerdem vor, dass Unternehmen alle nachhaltigkeitsrelevanten Fakten veröffentlichen müssen, die notwendig sind, um die Geschäftsentwicklung und Unternehmensergebnis zu verstehen und die Auswirkungen des unternehmerischen Handelns auf Gesellschaft und Ökologie nachvollziehen zu können.

Unabhängig davon, ob Unternehmen von den Rechtsänderungen betroffen sein werden, das Beispiel zeigt, dass Nachhaltigkeit kein  Randthema mehr ist und in den Fokus des unternehmerischen Denkens rücken muss.

Dabei gibt es viele Wege, wie Unternehmen ihre Prozesse klimaschonender, ressourcensparender und sozialverträglicher gestalten können. Einige Maßnahmen sind auf dem besten Weg,  neuer Standard zu werden: Betriebe stellen auf Ökostrom um, bieten ihren Mitarbeitern E-Bikes an, achten auf energieeffiziente Hardware und setzen in ihrer Kantine auf regionale Lebensmittel. Doch gerade in der Produktion kommt der Wandel bisher erst langsam voran. Dabei ist es auch hier gar nicht so schwierig, Klima und Profit in Einklang zu bringen.

6 Maßnahmen, wie die Produktion die Ökobilanz verbessern kann

Verfahrensabfälle vermeiden

Wenn Maschinen Bauteile herstellen, schneiden sie diese meist extremer Genauigkeit in gröbere Materialblöcke. Dabei fallen Abfälle an, die nicht weiterverwendet werden. Bisher nehmen das Hersteller in der Regel in Kauf, da Präzision entscheidend ist und ihnen andere verlässliche Verfahren nicht bekannt sind.

Felss zeigt mit seiner Produktion von Antriebs- und Getriebewellen, dass sich die Ansprüche an Präzision aber sehr wohl mit Nachhaltigkeit verbinden lassen. Bei den innovativen Verfahren  Axialformen und Rundkneteten werden Rohre nicht mehrgefräst oder gedreht, sondern kalt, halbwarm oder warm spanlos umgeformt. Der Abfall wird so auf Null reduziert.

Schmierstoffe reduzieren

Schmierstoffe sind aus der Industrie nicht wegzudenken. Doch Erdöl gehört zu den Haupttreibern der Klimakrise. Einfach bei der Verwendung sparen? Keine Option. Wer spart, riskiert Reibung und Verschleiß. Allein in Deutschland kosten diese Maschinenschäden Unternehmen jährlich rund 30 Milliarden Euro. Trotzdem gibt es Möglichkeiten, auf nachhaltige Schmiermittel umzusteigen.

Felss setzt beispielsweise künftig auf wasserbasierte Schmiermittel für seine Maschinen.

Produktionsplanung und -wartung virtuell durchführen

Wer neue industrielle Produkte fertigen lässt oder neue Maschinen anschafft, tätigt keine geringfügige Investition. Um das Risiko von Fehlplanungen zu minimieren, gehören Prototypen zum Alltag in der Produktplanung. Nachhaltig ist es allerdings nicht, verschiedene Gewinde oder Gehäuse herzustellen, nur um festzustellen, wie die Formen noch optimiert werden sollen.

Allein aus Kostengründen sollten Unternehmen, wo immer möglich, auf digitale Simulationen umstellen. Über 3D-CAD-Visualisierungen und VR-Brillen können Hersteller Kunden schnell und ohne Ressourcenverbrauch verschiedene Möglichkeiten der Produktgestaltung betrachten. Auch die Passungen von Maschinen in die Produktionsumgebung lässt sich mit spezialisierter Software auch milimetergenau am Computer darstellen.

Die VR-Brillen sind nicht nur ideal für die Planung, sondern auch für die Wartung von Maschinen und Anlagen.

Wenn Maschinen ausfallen, kostet jede Minute. Bei spezialisierten Geräten müssen Unternehmen teils Tage warten, bis Servicetechniker des Herstellers anreisen, um das Problem zu analysieren. Müssen sie Ersatzteile bestellen, fällt nicht nur weitere Wartezeit an. Auch die Umwelt wird durch Anfahrt oder Flug erneut belastet.

Kosteneffizienter und umweltschonender ist es, wenn Unternehmen interne Mitarbeiter mit AR-Brillen ausstatten. Felss testet den Einsatz solcher Datenbrillen seit einiger Zeit mit ermutigendem Erfolg.

Kunden und Servicetechniker nutzen die Brillen, um sich remote Unterstützung bei Problemen zu holen. Sie teilen das Sichtfeld ihrer Brille live mit einem Techniker aus der Zentrale. Dieser kann ihnen per Audioübertragung Anweisungen geben, um die Ursache für die Störung zu finden und direkt zu beheben. Außerdem kann er Anleitungen direkt auf die Brille schicken, Hinweispfeile und Zeichnungen in die reale Umgebung projizieren und so effizientes Vorgehen sicherstellen.

Es ist bereits in Planung, dass zukünftig die AR-Brillen bei Felss Systems und Felss Rotaform für weitere Einsatzbereiche genutzt werden sollen, um ohne Reiseaufwände standortübergreifende Projekte zu bearbeiten.

Langlebige Maschinen und Komponenten entwickeln

Es ist nicht nur eine Frage der Nachhaltigkeit: Je länger Maschinen laufen, desto größer der Return on Invest. Allerdings reicht es nicht, auf solide Qualität zu setzen. Häufig scheitern Unternehmen mit ihrem Versuch nachhaltiger zu wirtschaften, weil Ersatzteile nicht mehr verfügbar sind oder sie ihre Ausstattung aus Wettbewerbsgründen modernisieren müssen. Dann werden alte Maschinen mit behebbaren Defekten entsorgt und auch voll funktionsfähige Anlagen ersetzt.

Felss garantiert für viele seiner Maschinen daher, Originalersatzteile auch über die Mindestdauer von 10 Jahre bereitzuhalten. Außerdem bieten wir Retrofit-Lösungen, mit denen Unternehmen ihre Maschinen kostensparend modernisieren können.

CO2 reduzieren

Die Pflicht, für jede ausgestoßene Tonne CO2 ein Emissionszertifikat zu besitzen, macht es für Unternehmen in der EU attraktiv, sich nach umweltfreundlichen Produktionsverfahren umzusehen. Schließlich profitieren von geringeren CO2-Emissionen Umsatz und Umwelt.

Die Automobilindustrie kommt jedoch um eine grundlegende Neuorientierung hin zu kohlenstoffreduzierten und neuen kohlenstofffreien Antriebstechnologien nicht herum, wenn sie die verbindlichen CO₂-Ziele der Bundesregierung erfüllen will. Welche Technologien sich durchsetzen, ist in Deutschland noch nicht absehbar. Anderswo zeichnen sich bereits klare Tendenzen ab: In Ländern mit hohem Vorkommen fossiler Energieträger wie den USA dominiert die Weiterentwicklung des Verbrennungsmotors, in Staaten mit hoher Stromkapazität wie China stehen Elektroantriebe im Mittelpunkt der Industrie.

Aber nicht immer braucht es solche grundlegenden Richtungswechsel, um signifikant CO2 einzusparen. Felss hat in den vergangenen Jahren das Gewicht seiner Komponenten geschickt reduziert und den CO2-Austoß in der Herstellung so massiv senken können. Denn die Rechnung ist einfach: Je mehr Material verbaut wird, desto mehr Energie muss aufgewendet werden und desto mehr Treibhausgase entstehen.

Kreislaufsystem etablieren

Das lineare Wirtschaftsmodell betreibt Raubbau an unserem Planeten. Die nachhaltigere Alternative ist eine Kreislaufwirtschaft, in der es keine oder kaum Abfälle gibt. Unternehmen verwenden dann Neben- und Abfallprodukte, um Neues herzustellen und verwenden recyletes Material. Damit handeln sie nicht nur ressourcenschonender, sondern erhöhen auch die Widerstandskraft ihrer Wertschöpfungsketten, die durch die immer knapperen Ressourcen zum Kostenfaktor wird und durch lange Transportwege ein Risikofaktor darstellt.

Kein Unternehmen kann von heute auf morgen auf Kreislaufwirtschaft umstellen. Denn dafür müssen alle Abteilungen von der Forschung und Entwicklung über die Produktion bis zu HR und IT einbezogen werden. Aber es lohnt sich auch monetär, Schritte in Richtung nachhaltige Ressourcenverwendung zu gehen. Felss orientiert sich am Modell der Kreislaufwirtschaft und nutzt  gebrauchte und wiederaufbereitete Teile in seiner Produktion. Laut KPMG-Studie können Unternehmen  ihren Energieverbrauch im Produktionsprozess durch Remanufacturing so um bis zu 80 Prozent senken. Es soll nicht verschwiegen werden, dass die Anfangsinvestitionen hoch sind, wenn Betriebe Recycling in ihre Produktion integrieren möchten. Doch der Zeitpunkt für den Einstieg ist günstig. Denn im Laufe des Jahres plant die Politik Förderprogramme für Unternehmen aufzulegen.

Fazit

Noch vor wenigen Jahren galt Nachhaltigkeit als Randthema und Imagefaktor. Heute leben wir in einer völlig anderen Welt. Der Druck der Politik, die Veränderungen rechtlicher Rahmenbedingungen sorgen gemeinsam mit Rohstoffknappheit und Engpässen in den Lieferketten dafür, dass Nachhaltigkeit zur unternehmerischen Kernfrage avanciert. Nachhaltige Lösungen können entscheidende Wertschöpfungstreiber sein. Es liegt daher im ureigenen Interesse von Unternehmen, sich zu transformieren.

Tatsächlich bewegt sich derzeit viel. Geschäftsführungen denken um. In der Produktion schöpfen bisher allerdings nur wenige Betriebe das Potenzial für eine positive Nachhaltigkeitsbilanz aus. Wir hoffen, wir konnten Ihnen mit unseren 6 Impulsen Inspiration für Ihre ersten oder nächsten Schritte geben für Veränderungen, von denen Klima und Umsatz gleichermaßen profitieren.

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